Dabei fiel Frau Skuza auf, dass die Kurse von Männern und Jungen dominiert werden, und vor allem Frauen sich nicht einzugestehen trauen, dass sie weder lesen noch schreiben können. Als Vorstandsmitglied des Asylzentrums ist Frau Skuza mit dem Schicksal dieser Menschen konfrontiert und erkannte die besondere Benachteiligung der Frauen.
Unterstützt von einem Dolmetscher aus dem Irak, der arabisch und kurdisch spricht, fand Frau Skuza Kontakt zu den Frauen der Gemeinschaftsunterkunft und trifft sich seit 2009 zweimal wöchentlich mit fünf Frauen oder mehr und arbeitet mit diesen an einer Alphabetisierung. Die Älteste der Frauen ist 70, die jüngste 18 Jahre alt. Verständigen sie sich anfangs über Gestik und Mimik, bringt Frau Skuza den Frauen anhand von bildlichen Darstellungen Buchstaben, schließlich Wörter und Bruchteile von Sätzen bei und bereitet sie so auf die Deutschkurse vor.
Zunächst ehrenamtlich tätig, wurde sie eineinhalb Jahre lang finanziell unterstützt vom evangelischen Verein Tübingen. Auch die Spende eines ehemaligen mittlerweile beruflich erfolgreichen Asylbewerbers, half ihr ihre Arbeit fortzusetzen. Da die Förderung auslief, begab sich Frau Skuza auf die Suche nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten und fragte auch im Zontaclub Tübingen an, der ihr mit einer Geldspende weiterhalf. Zugleich knüpfte Zonta einen Kontakt zur Abteilung Soziales im Landratsamt Tübingen, und tatsächlich fand sich eine Möglichkeit, die Alphabetisierung der Migrantinnen finanziell zu fördern. So kann Ulrike Skuza mit einem Pauschalbetrag für ihre Arbeit rechnen, der sich aus der Teilnehmerzahl und den Wochenstunden ihres Alphabetisierungskurses ergibt. Am Ende jedes Trimesters wird die Nachhaltigkeit mittels spezieller Fragebogen evaluiert werden.
Doch dem nicht genug: in Rottenburg wird die Zahl der Asylbewerber aufgestockt werden, sowie weitere Unterkünfte zur Verfügung stehen. Da sich eine Fahrt der Asylbewerber mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Sprachkurs nach Tübingen nicht rechnet, möchte man in Rottenburg eigene Kurse aufbauen, auch Alphabetisierungskurse anbieten und hofft auf die Mitarbeit von Frau Skuza, die zu diesem Zwecke zweimal wöchentlich nach Rottenburg führe. Zunächst noch eine Überlegung, sind die Aussichten gut, dass sich diese in die Praxis wird umsetzen lassen. So hat das Netzwerk der Zontafrauen nicht nur Ulrike Skuza, sondern auch den Asylbewerberinnen zu einer Perspektive verholfen.