ZC München I: Bericht von Tagung in Garching

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Zonta Club München I:
28./29. Oktober Abschlusskonferenz in der TU München, Garching bei München
Berufliche Karrieren von Frauen Hürdenläufe in Partnerschaft und Arbeitswelt

Unter dieser Überschrift sind 3 Forschungsprojekte zusammengefasst, die zunächst
unabhängig voneinander entstanden und auch durchgeführt wurden. Auf Anregung des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung gingen die 3 Projekte eine Kooperation ein,
um das gemeinsame Thema, nämlich die Bedeutung der Paarbeziehungen für Karrieren von
Frauen, aus der Perspektive sehr unterschiedlicher Forschungsvorhaben gemeinsam zu
beleuchten.

Am ersten Nachmittag haben dann die einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse dargestellt:

1. Berufliche Mobilität von Frauen in verschiedenen Lebensformen
Das Ergebnis der Studie kurz zusammengefasst:
Mobilität ist in jungen Jahren ohne festen Partner und ohne Kinder für die meisten
qualifizierten Frauen kein Problem. Mit den "Klötzen" am Bein wird es natürlich
zunehmend schwieriger. Manchmal gelingt es Frauen trotzdem Karriere zu machen,
was von diesen oft auf glückliche Zufälle zurückgeführt wird. Zunehmend sind aber
auch bei Männer mit hochqualifizierten Ehefrauen nicht mehr so uneingeschränkt
mobil, so dass ganz langsam ein Umdenken anfängt. Man hat auch Hoffnung auf den
zunehmenden Fachkräftemangel...

2. Karrieren von Frauen in der Wissenschaft und der Einfluss unterschiedlicher Disziplinen
Es ging dabei ausschließlich um wissenschaftlich tätige Frauen. Das Ergebnis war,
dass es für Naturwissenschaftlerinnen und Technikerinnen wegen dem in diesen
Disziplinen ganz klar vorgeschriebenen Karriereweg mit Auslandsaufenthalten
durchweg schwieriger ist als ihren Kolleginnen in den Sozialwissenschaften, sich zu
habilitieren. Interessant ist auch die Paarkonstellation. Fachlich homogene
Partnerschaften wirken sich wegen des Verständnisses des männlichen Partners
positiv auf die Karriere der Frauen aus, was sich wieder in der Zahl der Habilitationen
zeigt. Der Knackpunkt auf der Karriereleiter in leitende Funktionen ist nach wie vor
die Familiengründung, also die Mutterschaft.

3. Die Verflechtung von Karrieren in Partnerschaften
Auch bei dieser Studie, in die nur Paare einbezogen wurden, deren Berufssituation
zu Studienbeginn vergleichbar war, zeigte sich, dass die Hürde die Erfüllung des
Kinderwunsches war. Es ergaben sich dann 2 Modelle.
Zum einen eine Retraditionalisierung der Geschlechterrollen, einmal mit totaler
Aufgabe des Berufes oder mit Teilzeitarbeitsmodellen der Frau.
Die zweite Variante war, dass beide Partner die Karriere des anderen genauso
wichtig fanden wie ihre eigene. Da ergaben sich wieder zwei Alternativen: Die
Verfolgung des männlichen Karrieremodells für beide, was zum Outsourcing der
Kinderbetreuung und vor allem der Hausarbeit führt. Die andere Variante ist, dass die
Partner ihren Karrierewünschen alternierend nachgehen.

Im Anschluss daran gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema:
Frauen an die Spitze. Was können Wirtschaft, Wissenschaft und Politik dazu tun?
Teilnehmer waren
Prof. Monika Bessenrodt-Weberpals, Hochschule für angewandte Wissenschaften in
Hamburg
Angelika Gifford Senior Director Public Sector, Microsoft Deutschland
Christine Haderthauer, bayerische Ministerin für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen
Prof. Ferdi Schüth, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Vizepräsident der DFG

Am interessantesten fand ich, dass alle Frauen nach der Schilderung ihres Werdeganges
immer wieder betont haben, dass sie sehr verständnisvolle Männer haben, die auch sehr oft
wirklich unterstützend eingreifen und sich um die Kinder kümmern. Dies scheint der
Schlüssel zur erfolgreichen Verbindung von Beruf und Familie zu sein.
Beim anschließenden Abendessen hatte uns dann die Realität wieder. Wir saßen mit der
Fotografin der Veranstaltung zusammen und diese berichtete, dass sie jetzt alleinerziehend
ist und an der Organisation eines Hortplatzes für ihre Erstklässlerin bald verzweifelt wäre.
Am nächsten Vormittag gab es dann mehrere Foren.
Im Forum 1 ging es um Doppelkarrieren und die Strategie von Unternehmen zu diesem
Thema.
Als Gäste waren anwesend
Ursula Schwarzenbart, Leiterin Global Diversity Office der Daimler AG und
Beate Mini, Managerin Succession & Recruiting, IKEA Deutschland
Bei Daimler werden Frauen im Unternehmen immer wichtiger, weil inzwischen die Frauen
bei den Erstzulassungen von Autos kräftig aufgeholt haben und man das Wissen der Frauen
für die Marketingstrategien dringend braucht. Aus diesem Grund gibt es inzwischen
Mentoringprogramme für Frauen und vor allem an fast allen Standorten Kinderkrippen, die
dazu eingerichtet werden, dass die Mitarbeiterinnen nach einer Geburt möglichst schnell
wieder in den Beruf zurückkehren.
Bei IKEA ist beim ersten Augenschein heile Welt, weil 47.5 % der Leitungsfunktionen mit
Frauen besetzt sind. Es gibt gleiches Gehalt für gleiche Leistung! Warum ist das so? IKEA
hat eine andere Philosophie wie die meisten Unternehmen in Deutschland. Bei IKEA arbeitet
man sich hoch. Die Führungskräfte werden vor allem aus dem Mitarbeiterpool rekrutiert und
sind nicht streng am Ausbildungsabschluss orientiert.
Das ist so sehr schön, nutzt aber meines Erachtens z.B. den hochqualifizierten
Wissenschaftlerinnen aus den Studien gar nichts!
Nach der Kaffeepause gab es dann 2 parallele Foren. Dies waren
Frauenkarrieren in Naturwissenschaft und Technik und
Partnerschaft und beruflicher Erfolg.
Ingrid Terfloth-Hoegg und ich waren in letzterem.
In den Foren wurde in Gruppen versucht, zu erarbeiten, was in einer Partnerschaft wichtig
ist, damit der Versuch einer Doppelkarriere überhaupt eine Chance hat. Im Grunde waren
die Ergebnisse wieder die gleichen wie in den Studien und den vorhergehenden
Diskussionen:
Es steht und fällt mit den Kinderbetreuungsmöglichkeiten und der Bereitschaft der Paare,
dies auch zu leben.
Wer noch Genaueres zu den Studien wissen will, dem sei das Buch zum Thema empfohlen.
Cornelißen,W.,Rusconi, A., Becker,R.: Berufliche Karrieren von Frauen, Hürdenläufe in Partnerschaft und Arbeitswelt, Wiesbaden, 2011


(vorgetragen 15. 11. 2010 bei Zonta München I)
Dr. Waltraud Römmler, Zonta München I